Gründerin, Leiterin und Berichterstatterin Ria Doekes
TAG 35 seit Kriegsbeginn
„Ach HERR, wie zahlreich sind meine Feinde! Viele erheben sich gegen mich; viele sagen von meiner Seele: «Sie hat keine Hilfe bei Gott.» Aber du, HERR, bist ein Schild um mich, du bist meine Herrlichkeit und der mein Haupt emporhebt.» Psalm 3, 2-4 «Bei dem HERRN ist die Rettung. Dein Segen sei über deinem Volk!» Vers 9
Unerklärliche, wunderbare Rettung
Im orthodoxen Kibbuz von Sa’ad unterstützen wir schon seit Jahren das Mädcheninternat und die Schule. Chagai gibt dort in unserem Auftrag u.a. Pferdetherapie. Als die Hamas am 7. Oktober in den Süden einfiel, wurde auch der Kibbuz Sa’ad von Terroristen angegriffen. Chagai war einer der Security-Leute, die den Kibbuz verteidigten. Während eines Interviews mit der israelischen Presse erzählte er ein besonderes Zeugnis:
Bei der Pforte von Sa’ad, die geschlossen war, hatte sich eine heftige Schiesserei mit den Kämpfern der Hamas entwickelt. Die Situation war schwierig, es schien ungewiss, wie lange Widerstand geleistet und die Terroristen ausserhalb des Kibbuz gehalten werden konnte.
Während die Bewohner in ihren Bunkern um Gottes Schutz für die israelischen Soldaten beteten, fuhr plötzlich ein Panzer der Armee vor. Diese Verteidigung wirkte so kraftstrotzend, dass die Terroristen die Flucht ergriffen und in Richtung Sderot abzogen. Chagai erzählte, dass sie recherchiert haben, woher und von welcher Einheit dieser Panzer so plötzlich auftauchte. Wer hatte sie gerettet? Bis auf den heutigen Tag ist es nicht bekannt…
Von den Einwohnern von Sa’ad, die an diesem Tag zu Hause waren, wurde niemand verwundet, niemand getötet, niemand entführt. Es bleibt ein grosses Wunder! Später wurde ein getöteter Terrorist gefunden, der ein Papier bei sich trug, auf dem ein grosser Auftrag beschrieben stand, um Sa’ad anzugreifen, mit detaillierten Angaben, Ortschaften auszulöschen, sprich Menschen zu ermorden.
Die Leute von Sa’ad sind alle evakuiert worden. Ein grosser Teil ist jetzt am Toten Meer, andere sind in Eilat. Man versucht, den Unterricht wieder aufzunehmen und Routine in den Alltag zu bekommen. Schüler aus den umliegenden Dörfern sind sonstwo untergebracht. Ich habe mit der Schule und ihren Therapeuten regelmässigen Kontakt. Wir hoffen, sie zu gegebener Zeit in ihren Zufluchtsorten aufzusuchen.
Das Mädcheninternat in Sa’ad
Es war eine Herausforderung, Platz für 42 Mädchen zu finden. Teilweise mussten sie für eine Woche nach Hause (was man noch ein «Zuhause» nennen kann) oder bei anderen gastieren. Eine andere Woche waren sie als Gruppe in einer betreuten Einrichtung irgendwo im Land. Nächste Woche werden sie in einer Art Bildungseinrichtung untergebracht sein in der Nähe von Yafne (Stadt in Israel, etwa 30 km südlich von Tel Aviv), bis sie wieder nach Sa’ad zurückkönnen.
Gott sei Dank, dass diese Mädchen am besagten Sabbat des 7. Oktobers nicht im Dorf waren! Nicht auszudenken, was mit ihnen hätte geschehen können! Es ist wichtig für sie, wieder einen Rhythmus zu finden. Wir werden sie an ihrem vorübergehenden Aufenthaltsort besuchen. Jedes der Mädchen wird dann als Überraschung einen Gutschein von 50 Euro erhalten.
Die Leute von Gaza
„Wenn euch euer Leben und das eurer Familie lieb ist, geht dann in den Süden des Landes und befolgt unsere Anweisungen!” Wochenlang bedrängten die israelischen Autoritäten die Bürger von Gaza, in den südlichen Teil des Gazastreifens zu ziehen, da die Boden- und Luftoperationen immer heftiger werden. Wiederholt warfen sie aus Flugzeugen Flugblätter samt Karten von Evakuierungsrouten ab. Endlich kamen die Bürger von Gaza in Bewegung. Zu Tausenden zogen sie, unter dem Schutz Israels, südwärts.
Anfänglich wurden die Menschen durch die Hamas aufgehalten. Sie schoss sogar auf die Leute und bombardierte Evakuierungsrouten. Sie wollten die Bürger als menschliche Schutzschilde behalten. Kein Wunder, dass so viele Tote gefallen sind, darunter auch viele Terroristen. Davon gibt es viele Beweise. Es existiert ein Video, wo jemand mit dem Moped zwischen herumliegenden Toten durchfährt. Die Welt schob diese Untat gleich Israel in die Schuhe.
Unsicherheit
Noch immer herrscht in Israel diese anhaltende Unsicherheit. Es sind viele, die auf ein Lebenszeichen ihrer Lieben warten. Jemanden aus sterblichen Überresten zu identifizieren, ist sehr schwierig. Die Leichen wurden verstümmelt und Häuser, in denen sich noch Menschen befanden, sind bis auf die Grundmauern niedergebrannt. Ein Vater, der „froh“ war, dass seine Tochter ermordet wurde und nicht in die Hände der Hamas gefallen war, bekam jetzt die Nachricht, dass sie doch unter den Geiseln sei. Das macht die Sorge noch grösser. Natürlich wünscht sich ein Vater seine Tochter zurück, aber in die Hände von solchen Folterern zu fallen, kann dazu führen, dass man lieber den Tod wünscht.
Grausame Leichenfunde
Man kann sich das Grauen der unermesslich barbarischen Angriffe nicht vorstellen, die hier stattgefunden haben. Die «Israel Antiquities Authority» (israelische Altertumsbehörde), die dazu ausgebildet wurde, Jahrhundertealte Blutbäder zu analysieren und zu lokalisieren, schreibt dazu: «Von weiteren zehn Personen wurden sterbliche Überreste gefunden. Es ist herzzerreissend und nicht zu ergründen, wie viele Menschen lebendig verbrannt wurden!»
Der ehrenamtliche ZAKA-Mitarbeiter Simcha Greineman sagt: «Ich sah Köpfe und ich sah Körper. Ich sortierte Köpfe ohne Körper und Körper ohne Köpfe, ich sortierte Kinder, die erstochen waren.» Er setzte fort: «Bei einem Kind war sein ganzer Körper verbrannt, Allerdings sass auch ein Messer quer durch seinen Kopf.» Greineman erzählte von einer Szene, einer fünfköpfigen Familie, bestehend aus Vater, Mutter, zwei Kindern und einer Grossmutter, im Schlafzimmer angetroffen wurde; stehend im Kreis, einander umarmend, die Arme ineinander geschlungen, doch verbrannt. Er und andere ehrenamtliche Spezialisten von ZAKA, (Israels erste ehrenamtliche Organisation zur Rettung und Genesung, mit Tausenden von Freiwilligen rund um die Uhr, um auf Terroranschläge, Unfälle oder Katastrophen reagieren zu können), die auf das Aufspüren von Leichnamen spezialisiert ist, bekamen die Aufgabe, diese Familie zu entwirren.
Israel steht zusammen
Natürlich ist es für die Flüchtlinge, die jetzt im Süden Gazas festsitzen, schrecklich. Jetzt herrscht jedoch Krieg und Israel wird, nach 20 Jahren Raketenbeschuss durch der Hamas, in Gaza aufräumen. Schon seit zwanzig Jahren versucht Israel mit Fingerspitzengefühl, die Hamas-Ziele zu bombardieren, möglichst ohne Zivilisten zu töten. Manchmal gelingt es zu einem Prozent, manchmal zu fünf oder vielleicht zu zehn Prozent. Doch jetzt, nach dem 7. Oktober, ist damit Schluss. Die Armee wird bis zum bitteren Ende weitergehen, und das kann lange dauern. Das ganze Land Israel steht wie ein Mann hinter diesem Entschluss. Das sehen wir an dem grandiosen Support, der von einem jedem kommt. Jeder kümmert sich um jeden. Die einen helfen den Landwirten, andere geben Unterricht, auch wenn sie schon lange Rentner sind. Viele Psychologen springen ein und viele leisten freiwillige Hilfe. 75 Jahre haben wir alle «Nie wieder!» gerufen im Gedenken an die Schoah. Und doch ist es wieder geschehen. Doch jetzt rufen wir: «Bis hierher und nicht weiter!». Israel muss jetzt sein Recht in eigene Hände nehmen und nicht mehr darauf hören, was die Welt ihnen vorschreibt. Stellen wir uns, als Gläubige aus den Nationen, wie ein Mann hinter unseren ältesten Bruder Israel.
Beschwerden aus Gaza
Es wird gemeckert, in Gaza mangele es an Lebensmitteln. Die UN-Agentur wie das Büro für Koordination von humanitären Dingen OCHA und UNICEF und andere internationale Organisationen wie die Weltgesundheitsbehörde, bedauerten die „unmenschlichen“ Umstände im Gazastreifen und riefen zu einem Transfer von mehr Vorräten auf, erwähnten jedoch nicht, dass es an Grundvorräten mangelt. Das Verteidigungsministerium sagt, dass die Situation in Israel täglich kontrolliert wird und es keinen Mangel an Lebensmitteln, Wasser und humanitären Hilfsgütern gibt. Das Niveau der humanitären Hilfe an den Gazastreifen liegt weit über dem geforderten Minimum des internationalen Rechts, und diese humanitäre Situation wird fortwährend evaluiert. Auch uns tut die Situation der arabischen Bevölkerung leid, die ungewollt in einen Krieg verwickelt wird. Es ist schrecklich für alle diese Flüchtlinge. Aber glücklicherweise haben sie zu essen.