Corrie ten Boom, eigentlich Cornelia Arnolda Johanna ten Boom. Geboren:15.4.1892 in Amsterdam, gestorben 15. April 1983 in Kalifornien. Während der nationalsozialistischen deutschen Besetzung der Niederlande im Zweiten Weltkrieg gründete sie eine Untergrundorganisation und rettete mit ihrer Familie vielen jüdischen Menschen das Leben. Schliesslich wurden sie verraten und verhaftet. Ihr Vater starb während der Haftzeit. Corrie und ihre Schwester Betsie wurden ins KZ deportiert, wo Betsie der brutalen Behandlung und der Schwerstarbeit erlag. Diese Zeit prägte Corrie. Ihre Lebensberufung wurde die Verkündigung der Botschaft Christi und die Versöhnung.
Jugendclub
Einmal wurde ich in Christchurch in Neuseeland gebeten, zu einer Gruppe von Jungen im Alter von zwölf bis fünfzehn Jahren zu sprechen.
Ich habe vor Buben dieses Alters einen grossen Respekt und mag es lieber, dass andere Menschen, die mit Kindern mehr Erfahrung besitzen, zu ihnen sprechen. Aber da waren keine anderen Menschen, die das hätten tun können. So musste ich zu ihnen gehen.
Vorher hatten sie Spiele gemacht, ziemlich raue Spiele, so dass sie jetzt aufgeregt und laut waren. Dann schickte man sie in einen viel zu kleinen Raum, wo ich zu ihnen sprechen sollte. Als ich hineinkam, sah ich den ganzen Raum voll dieser jungen Burschen: auf dem Tisch, unter dem Tisch, auf dem Schrank, am Fussboden – der ganze Raum war mit ihnen übersät. Es war wie ein schlimmer Traum, und ich war fast verzweifelt.
«Herr, ich kann das nicht, ich kann’s wirklich nicht!», sagte ich. Jetzt machte ich die Erfahrung, dass der Herr, wenn ich wage, etwas nicht tun zu können, immer die gleiche Antwort gibt. Es ist, als ob er lächelte und sagte: «Das weiss ich schon, aber ich bin sehr froh, dass du das selbst erkennst. Nun ist die Zeit gekommen, dass du die Sache durch mich tun lässt.»
«Ja, Herr», sagte ich etwas getröstet. «Tu Du es bitte.» Und er tat es. Es war eine starke Botschaft, die ich verkündigen durfte.
«Ich werde euch am Ende meiner Ansprache fragen, ob ihr eine Entscheidung für Jesus Christus fällen wollt. Aber ich muss euch davor warnen zu meinen, dass Nachfolge der Weg des geringsten Widerstandes sei. Jesus selbst sagt, es bedeutet, euer Leben um meinetwillen zu verlieren und euer Kreuz auf euch zu nehmen. In einer Welt, in der man Jesus gekreuzigt hat, ist es nicht sehr populär, ihm nachzufolgen. In unseren Tagen kann Nachfolge Jesu sogar Martyrium bedeuten, Märtyrertod. Darum seid eurer Sache gewiss, dass ihr auch darüber klar seid, wofür ihr euch entscheidet.
Es kann bedeuten, dass es zu einem Kampf in eurem Herzen kommt. Ein Filmstar, der sich bekehrt hatte, sagte einmal: ‘In der Zeit, in der ich dem Teufel diente, liess er mich zufrieden, aber jetzt, da ich Jesus diene, ist ein Bürgerkrieg ausgebrochen.’ Er hatte recht.
Aber die andere Seite des Bildes ist die, dass Jesus euch auf Siegesgrund stellt. Er bewirkt es, dass ihr noch stärker seid als Eroberer. Die, die mit euch sind, sind mehr und stärker als die, die gegen euch stehen. Da ist ein mächtiger Hohepriester, und da sind Legionen von Engeln auf unserer Seite. Jesus sagt: ‘In der Welt habt ihr Angst, aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden’ (Joh. 16,33).
Petrus schrieb in seinem ersten uns überlieferten Brief Kapitel 4 in den Versen 12-14:
Ihr Lieben, lasst euch durch das Feuer nicht befremden, das euch widerfährt zu eurer Versuchung, als widerführe euch etwas Fremdes, sondern freut euch, dass ihr mit Christus leidet, damit ihr auch durch die Offenbarung seiner Herrlichkeit Freude und Wonne haben mögt. Selig seid ihr, wenn ihr geschmäht werdet um des Namens Christi willen, denn der Geist, der ein Geist der Herrlichkeit und Gottes ist, ruht auf euch.
Die Bibel sagt oft sehr klar, dass man nur, wenn man seine Sünden bereut, ein guter Soldat Jesu Christi sein kann. Sie zu bereuen aber bedeutet, dass ihr über sie so traurig seid, dass ihr euch von ihnen abwendet und in seiner Kraft ein sauberes Leben führt.»
Ich erzählte ihnen dann eine Geschichte, die ich einmal gehört hatte. Sie handelt von zehn Menschen in einem Lande, in dem das Evangelium verboten war. Diese Männer waren wegen ihrer Treue zu Jesus zum Tode durch Erschiessen verurteilt worden. Bevor der Hauptmann den Befehl zum Schiessen gab, sagte er: «Ihr könnt noch euer Leben retten, wenn ihr Jesus verleugnet.»
Da trat einer der Männer vor und verleugnete Jesus. Um die Männer herum standen verschiedene Leute, und einer von ihnen sprang schnell auf den leer gewordenen Platz.
«Was soll das bedeuten?» fragte der Hauptmann. Da sagte der Mann: «Ich sah eine Krone auf die Erde fallen, und ich hob sie auf.» Dann wurden die zehn Männer erschossen, und alle haben eine Märtyrerkrone im Himmel bekommen, die grösste Ehre für einen Christen. (Jak. 1:12, Offb. 2:10)
Nach der Ansprache hielten wir ein stilles Gebet, und ich forderte die Jungen auf, ihre Antwort dem Herrn zu geben. Dann sagte ich: «Diejenigen unter euch, die nun ihr Leben Jesus übergeben haben, brauchen jetzt keinerlei Menschenfurcht mehr zu haben. Und nun möchte ich euch einladen, wenn ihr es mit eurer Übergabe wirklich ernst meint, eure Hand zu erheben.»
Alle hoben ihre Hände.
Ich wollte meinen Augen nicht trauen und warnte sie noch einmal: «Ich fürchte, ich habe nicht klar genug zu euch gesprochen. Wisst ihr auch, was ihr tut? Jesus zu folgen ist der Weg des Kreuzes.» Ich versuchte, ihnen mit noch ernsteren Worten zu zeigen, was dieser Weg bedeuten könnte. Dann waren wir wieder still.
«Wer von euch hat gesagt: ‘Herr Jesus, ich weiss, was ich tue. Ich weiss, dass es bedeuten kann, dass ich leiden oder vielleicht sogar als ein Märtyrer sterben muss. Ich weiss, dass es ein schweres Leben sein kann. Aber ich meine es wirklich so, Herr, wenn ich sage: Nimm mein Leben hin und gebrauche es, wie Du willst.’»
Nach der stillen Zeit fragte ich wieder: «Wer von euch hat das so gemacht?» Alle hoben ihre Hände!
Nun musste ich es glauben und sagte: «Ich will euch einen Kurs, einen biblischen Fernunterricht der ‘Navigatoren’ schicken, zuerst einen Kurs, um eure Bibel kennenzulernen, und dann einen, wie man die Bibel benutzen kann, um anderen den Weg zu Jesus Christus zu zeigen.»
Ein Jahr später traf ich den Leiter des Jugendclubs wieder. Er erzählte: «Ich habe den Bibelkursus mit den Jungen zusammen durchgearbeitet. Wir kamen jede Woche zusammen, und alle blieben treu dabei. Sie haben beide Kurse mit Erfolg abgeschlossen. Ich komme jetzt gerade von einem Jugendlager mit dreihundert Jungen zurück. Viele fanden dort den Herrn, und Ihre Jungen waren dabei die Berater.»