Seit dem Ende der jüdischen Feiertage Sukkot und Simchat Tora Mitte Oktober 2025 durchlebte Israel eine Zeit extremer emotionaler Höhen und Tiefen. Es begann mit der Ankündigung eines neuen „21-Punkte-Plans“ von Präsident Donald Trump im Weissen Haus in Washington D.C. am 29. September. Der Gaza-Krieg sollte beendigt werden, und die zwanzig verbliebenen noch lebenden Geiseln würden zurückkehren. Die toten Körper der von der Hamas in der Gefangenschaft ermordeten Geiseln sollten zurückgegeben werden.
Dies war der Beginn eines dramatischen Stimmungswandels in der israelischen Öffentlichkeit, der von qualvoller Verzweiflung zu intensiver und hoffnungsvoller Erwartung überging. Würden alle Vertragsparteien das Abkommen unterzeichnen? Als die Hamas das Abkommen unterschrieb, begannen die Dinge plötzlich ins Rollen zu kommen, denn es wurde bekannt gegeben, dass die lebenden Geiseln innerhalb von 72 Stunden nach Israel zurückkehren würden. Man kann sich vorstellen, wie sich deren Angehörige fühlten, während der Rest der Öffentlichkeit gespannt auf die Nachricht wartete.
Als die letzten Stunden des 72-Stunden-Fensters näher rückten und das Sukkot-Fest mit Simchat Tora (dem Fest, das am 7. Oktober 2023 stattgefunden hatte) zu Ende ging, erreichte uns die erste Nachricht aus Gaza: Die ersten sieben – namentlich genannten – Geiseln waren auf dem Weg nach Hause.
Alle hielten den Atem an, als wir die Familien beobachteten, die sich auf den Weg zum Stützpunkt machten, wo die jungen Männer eintreffen sollten. Dann sahen wir sie plötzlich einer nach dem anderen aus den Jeeps des Roten Kreuzes steigen und auf die wartenden IDF-Soldaten zugehen. Tränen rollten und Freudenschreie hallten durch die Räume, in denen Angehörige und Freunde ihre Lieben zum ersten Mal wiedersahen. Die Menschenmenge auf dem Geiselplatz in Tel Aviv jubelte, als sie die befreiten Geiseln auf den grossen Bildschirmen sah, die aufgestellt waren, um jede ihrer Bewegungen zu verfolgen. Menschenmengen, gehüllt in israelische Flaggen, versammelten sich an den Krankenhauseingängen, um ihre Freunde zu feiern, als diese mit ihren Familien aus den Hubschraubern stiegen, um sich ihrer ersten medizinischen Untersuchung zu unterziehen und ihre erste Mahlzeit ausserhalb der Gefangenschaft zu geniessen.
Seit jenem aufregenden Tag, an dem fast ganz Israel in Euphorie verfiel, ist die Nation zur Realität zurückgekehrt. Zunächst einmal wurden wir mit der Tatsache der Freilassung hunderter Hamas-Terroristen konfrontiert, die des Mordes an Israelis schuldig waren. Hundert der gefährlichsten wurden nach Kairo deportiert, wo sie in einem Fünf-Sterne-Hotel untergebracht wurden. Die Israelis beginnen, Fragen zu stellen: „Worauf haben wir uns da nur eingelassen?“
Während sich die ehemaligen Geiseln von ihren Qualen erholen, sickern die Geschichten über das, was sie erlitten haben, durch soziale Medien und Fernsehinterviews an die Öffentlichkeit. Ganz Israel erlebt den Schrecken dessen, was ihnen durch den Islamischen Dschihad und die Hamas widerfahren ist: akuter Hunger, Schläge, Folter, sowohl physisch als auch psychisch, und sexueller Missbrauch.
Die Öffentlichkeit reagierte schockiert und entsetzt. Alle hoffen wir, dass sich die Gemarterten wieder gut erholten. Derweil veröffentlichte der israelische Inlandsgeheimdienst Schin Bet, dass 80 % der freigelassenen palästinensischen Gefangenen, die wegen terroristischer Handlungen inhaftiert waren, bereits wieder ihren alten Aktivitäten nachgehen ...
Zur allgemeinen Frustration weigert sich die Hamas, ihren Teil der Vereinbarung zu erfüllen und zögert die Herausgabe der in Gefangenschaft ermordeten Geiseln hinaus. Derzeit warten wir auf die Überführung von vier toten Geiseln. Es ist offensichtlich, dass Israel mit jedem Tag mehr die Geduld verliert. Und ebenso klar ist, dass die Hamas den Tag nie erreichen will, an dem die zweite Phase beginnen soll.
Diese zweite Phase dreht sich um die Entwaffnung. Die Hamas hat deutlich gemacht, dass sie sich weigert, abzurüsten. Keine internationale Streitmacht wird sie entwaffnen können, insbesondere wenn sie aus einem muslimischen Land stammt. Nur die israelischen Streitkräfte (IDF) sind dazu in der Lage. Israel weiss auch, dass zur Entwaffnung der Hamas jeder einzelne Tunnel des „Metro“-Systems vollständig zerstört werden muss. Die Hamas ist nur dank dieses Tunnelsystems an der Macht, und nur Israel hat die Fähigkeit, diese Tunnels zu zerstören.
Haben wir Israelis das Gefühl, der Krieg sei vorbei? Nein. Wir verspüren eine kleine Erleichterung nach zwei Jahren regelmässigen Raketenbeschusses, der uns in die Nähe der Bunker trieb. Die Menschen sind wie gewohnt unterwegs, und einige Touristen sind hier, aber wir können keinesfalls davon ausgehen, dass bald Frieden eintreten wird.
Im Norden droht die Hisbollah mit einer rasanten Wiederbewaffnung. An der nordöstlichen Grenze zu Syrien und der östlichen Grenze zu Jordanien gibt es Anzeichen für mögliche Angriffe irakischer Milizen, die vom Iran bewaffnet werden. Im Süden drohen die Huthis erneut: Sollten wir die Hamas oder die Hisbollah angreifen, werden sie sich beteiligen und ballistische Raketen in unser Gebiet abfeuern.
Der zunehmende Antisemitismus in Westeuropa und den westlichen Nationen (Australien, Kanada und die Vereinigten Staaten) überrascht uns nicht, aber er bereitet uns Sorge, dass unsere einstigen Freunde und Verbündeten sich von der ehemals freundschaftlichen Beziehung abwenden könnten. Die etablierten internationalen Medien verbreiten weiterhin Lügen über uns, sodass wir niemandem mehr vertrauen.
Wir leben in dieser Unsicherheit. Wer wird uns am Ende gegen diesen brutalen Feind – nicht nur Israels, sondern der gesamten westlichen Welt! – beistehen?
Erfreulicherweise erkennen viele Israelis die Bedeutung des israelischen Erbes, und immer mehr junge Israelis integrieren Gebete und Segenswünsche in ihren Alltag. Ein besonders positives Zeugnis von ehemaligen Geiseln war ihr Gefühl, dass Gott in den Tunneln über ihnen wachte, und selbst in der Dunkelheit spürten sie die Gegenwart des Lichts und die Gewissheit, dass Gott bei ihnen war. Viele von ihnen haben sich seit ihrer Rückkehr den traditionellen Gebeten und dem Studium des Wortes Gottes verschrieben.
Wir hoffen, dass dies erst der Anfang einer Suche ist, die sie zur Fülle des Heils führt. Ja, Israel hat sich verändert. Das Leben ist nicht mehr dasselbe wie zur Zeit der Oslo-Abkommen. Die Masken sind gefallen, und die Wahrheit ist für alle sichtbar. Wir hoffen, dass unsere Nation bald zur wahren Erkenntnis erwacht, wer Gott ist und wer wir als sein Volk sind. Vielen Dank für Ihre Gebete!
Mit herzlichen Grüssen und Segenswünschen,
Ihre Freunde aus Jerusalem,
Shmuel und Pamela Suran
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