Die Sicht einer israelischen Araberin
Mein Name ist Sophia Salma Khalifa. Ich bin eine muslimische Araberin, in Israel aufgewachsen und Mutter von zwei Kindern. Ich habe einen Masterabschluss an der Stanford University.
Ich wurde in eine muslimische Familie in Israel geboren. Meine Mutter war alleinerziehend. Ich habe acht Geschwister. Mein Vater hatte gleichzeitig zwei Frauen, und meine Mutter entschied sich, mit der anderen Frau weder im selben Haus noch im selben Dorf zu wohnen. So zog sie nach Naharia, eine jüdische Stadt im Norden Israels, wo sie uns neun Kinder allein aufzog. Wir wurden unterstützt durch die Wohlfahrt in Israel, also durch das Sozialsystem. Meine Mutter wäre nicht in der Lage gewesen, für uns zu sorgen.
Israel ist ein sehr schönes Land und eine starke multiethnische Demokratie. Etwa 20 % der Bevölkerung sind Araber, Muslime, wie ich. Wir haben auch christliche Araber, und wir haben Drusen. Die arabischen Bürger Israels sind gleichberechtigt. Sie erhalten Sozialhilfe, Bildung und medizinische Versorgung. Sie haben alle Rechte, den Schutz, alles, was auch ein jüdischer Bürger bekommt.
Mein Lehrer, ein Moslem, lehrte uns, dass die Juden das Land gestohlen hätten. Er sagte uns, dass wir es nie schaffen würden, irgendetwas in diesem Land zu erreichen, denn das wäre jüdisches Land, und die Juden würden nie erlauben, dass jemand von uns Ingenieur oder Arzt werde. Wir würden Widerstand leisten und kämpfen müssen. Wir müssten alles Mögliche tun, um das Land zurück zu bekommen.
Ich erinnere mich, wie ich diese Klasse verliess mit dem Gefühl, keine Zukunft zu haben. Und doch widersprach das meiner Erfahrung mit dem jüdischen Volk, das ich kennengelernt hatte. Die Juden waren liebevoll. Sie waren nett. Ich war ihre Freundin. Ich besuchte sie in ihren Häusern, und es störte sie nicht, dass ich Araberin war. Sie sahen mich nicht als Araberin, sondern als Mensch, als ihre Freundin.
Einmal war ich mit meiner (arabischen) Freundin zusammen. Sie wirkte nachdenklich und starrte mich an. So fragte ich sie: „Worüber denkst du nach?“ Da sagte sie: „Weisst du, ich möchte eines Tages eine Selbstmordattentäterin werden. Ich wünsche mir wirklich, eine „Shahid“, eine Märtyrerin, zu werden.“ Diese Aussage hat mich schockiert.
Im Sommer, zwischen der achten und neunten Klasse, wurde ich von einem Modefotografen entdeckt. Das klang spannend, das wollte ich versuchen! Aber ich wusste, wenn ich das tue, wenn ich ein Model werde, würde ich nicht mehr in mein Dorf zurückkehren können. So verbrachte ich einen Grossteil meiner Zeit in Tel Aviv. Mein Onkel, der Bruder meiner Mutter, drohte mir, die Hand abzuschlagen, weil ich Schande über meine Familie gebracht hätte. Doch offensichtlich konnte er das nicht tun, weil wir in Israel leben, und Israel schützt die Frauen. Als er das zu meiner Mutter sagte, antwortete sie ihm: „Du wirst nicht einmal ein Haar ihres Kopfes anrühren!“ Ich fühlte mich so gestärkt durch sie und wollte diese Nachricht an alle arabischen Mädchen senden: „Du kannst alles sein, was du willst, du kannst jeden Weg gehen, den du gehen willst!“
Es ist sehr wichtig zu beachten, dass sich Israel 2005 ganz aus Gaza zurückgezogen hat. Alle jüdischen Bürger, die in Gaza lebten, wurden entwurzelt. Alle wurden gezwungen, umzusiedeln. Nach 2005 gab es keine lebenden und keine toten Juden mehr in Gaza. Ja, sie nahmen sogar die Gräber mit, weil sie nicht wussten, was mit ihnen geschehen würde.
Es war ein Test, um zu sehen, wie ein selbstverwalteter Gazastreifen aussehen würde. Gaza ist ein sehr fruchtbares Land. Die Juden hatten Gewächshäuser und exportierten Blumen nach ganz Europa. Man hoffte in Israel, dass Gaza zum Singapur des Nahen Ostens würde, dieses winzige Land mit seiner guten Wirtschaft und all seinen Gewächshäusern. Zudem gibt es dort die schönsten Strände in der Region. Man kann angeln und bauen. Israel wollte den neuen Bewohnern im technischen Bereich helfen. Das war Israels Weg zum Frieden.
Doch nur Tage, nachdem die Juden den Gazastreifen verlassen hatten, ging die Hamas und brannte alle Gewächshäuser nieder. Sie vernichteten alles, weil es die Gewächshäuser von Juden waren.
Wenn einem das Leben der Moslems wichtig ist oder das Leben der Palästinenser in Gaza, dann muss man zuerst und vor allem sicherstellen, dass ihre Führung sich um sie kümmert. Doch die Hamas ist nicht die souveräne Regierung von Gaza. Sie ist eine Terror-Organisation, die ihre Leute erpresst für ihre eigenen religiösen Ziele, um den Nahen Osten und die ganze Welt in einen islamischen Staat zu verwandeln. Palästinenser haben nicht das Recht, die Wahrheit zu sagen. Sie können nicht offen über die Gräueltaten sprechen, die ihnen die Hamas antut. Wenn sie offen darüber sprechen, sind sie tot. Die Welt sagt immer, die Hamas als Terror-Organisation zu bezeichnen, sei Islamophobie. Nein, das ist nicht Islamophobie. Das ist Tatsache.
Ich liebe die Moslems, ich bin eine Muslima, meine Familie sind Moslems. Und doch verurteile ich, was die Hamas tut. Warum können Menschen nicht die Wahrheit über diese Situation erkennen? Viele dieser Menschen leben in einer ‚Realität‘, in der sie schon in jungen Jahren gelehrt wurden, dass man die Juden hassen muss. „Die Juden haben das Land von den Palästinensern gestohlen. Die Juden sind verantwortlich für alle Gräueltaten auf der Welt. Wir müssen sie zerstören.“ Viele Moslems werden einer Gehirnwäsche unterzogen, und manchmal sind sie blind bezüglich ihres eigenen Antisemitismus. Sie sagen zwar: „Ich bin kein Antisemit, ich bin ein Antizionist.“ Doch was bedeutet das? Es ist, als würde man sagen: „Ich bin für Frauen, aber ich denke nicht, dass sie Rechte haben sollen.“ Denn Zionismus bedeutet, man glaubt, dass die Juden das Recht auf einen Staat haben, in dem sie sicher sind und frei von Verfolgung. Richtig? Wie kann man also für die Juden sein, jedoch nicht dafür, dass sie sich verteidigen?
Und die andere Seite: Ich denke, viele verhalten sich wie eine Schafherde, die einfach nur dem folgt, was gut für sie klingt. Sie denken, die Hamas sei der schwächere Teil. Israel hingegen sei stark, und deshalb müsse man die Schwachen unterstützen. Doch die „Schwachen“ sind eine Terror-Organisation und gar nicht so schwach, wie wir gesehen haben, zu was sie am 7. Oktober fähig waren!
Amerika sollte sich damit auseinandersetzen, weil der Westen als nächstes dran ist. Israel ist nur der Erste. Einige arabische Länder, zum Beispiel der Iran, nennen Israel den „kleinen Teufel“ und Amerika den „grossen Teufel“.
Ich höre, dass viele Leute Israel einen Apartheid-Staat nennen. Doch was ist Apartheid? Es ist Diskriminierung aufgrund der Rasse. In Israel jedoch machen Araber 20 % der israelischen Bevölkerung aus. Sie sind gleichberechtigte Bürger und bekommen alle Rechte von Israel. Sie haben Bildung, Gesundheitsfürsorge, Sozialhilfe, volle Rechte, vollen Schutz. Wo ist da die Apartheid?
Ich bin stolz, Araberin zu sein. Ich bin stolz, Muslima zu sein. Aber alles, was ich als Kind und Jugendliche brauchte, um mein Potenzial auszuschöpfen, war Sicherheit, Schutz, Ausbildung und Chancen. Israel hat mir das alles gegeben. Ich bin das Produkt des Friedens zwischen Juden und Arabern und zeige, wie Juden und Araber gemeinsam friedlich Seite an Seite leben können, als Brüder und Schwestern. Als arabische Muslima ist es für mich sehr wichtig, über diese Themen zu sprechen.
Um Israel zu unterstützen, muss man die Wahrheit sagen. Man muss für die Gerechtigkeit eintreten. Ich kenne die Wahrheit. Wer nicht in Israel lebt, kann die Wahrheit nicht erkennen. Darum bin ich hier und möchte mithelfen, das zu ändern.
Quelle: Aus dem Interview von Prageru.com mit Sophie Salma Khalifa
https://www.prageru.com/video/sophia-salma-khalifa-my-life-in-israel-as-an-arab-muslim
https://www.youtube.com/watch?v=LFzhogp542c